HISTORIE
1930 – 1931
Verfügung des Reichspost-Zentralamtes über den Bau von Großsendern.
Umfangreiche Strahlungsmessungen in Mitteldeutschland mit Versuchs-Sendern, die auf ein Fahrzeug montiert und mit einer transportablen Antenne ausgerüstet wurden.
Als günstigster Standort wird Wiederau ermittelt.



1932
5.Juli – Fertigstellung der beiden 125m hohen Funktürme.
Die größten Funktürme in Holzbauweise in Europa. Oktober – Eröffnung des Großrundfunksenders Leipzig mit einer Feier im Gewandhaus.
Die Sendeanlage war zur Frequenzstabilität bereits Quarzgesteuert und hatte sieben Verstärkerstufen. Die Endverstärkerstufen waren mit wassergekühlten Röhren ausgestattet.
Der neue Großrundfunksender war die stärkste deutsche Sendeanlage.
1935
Es erfolgte der erste große Umbau des Senders. Der Mittelwellensender wurde mit leistungs-stärkeren Röhren bestückt, die Energieleitung vom Sender zur Antenne wurde als Antennen-Erdkabel ausgeführt.
Es wurde ein neuer 150 m hoher Sendeturm gebaut – Abbruch der beiden alten Türme.


1939
Es erfolgten erneut große Umbauten. Das Sendergebäude wurde wesentlich vergrößert und ein zweiter Mittelwellensender mit einer Leistung von 100kW wurde aufgebaut.
1943
Ein weiteres Sendergebäude wurde errichtet.
Im neuen Kurzwellengebäude waren sogenannte „Feuerkreissender“ als Störsender in Betrieb. Diese sollten den Funkverkehr der alliierten Flugzeuge stören.

1945
Am 12. April fiel die Energieversorgung vom Kraftwerk Böhlen durch Kriegszerstörung aus.
Der Sender verstummte. Am 16.April wurde der Sender durch amerikanische Truppen besetzt.
Diese zogen am 1.Juli wieder ab und Sowjetische Truppen besetzten den Sender. Erst am 2.September 1945 genehmigte die sowjetische Militärregierung wieder die Ausstrahlung von Rundfunkprogrammen. Zuvor war die gesamte bisherige Belegschaft
durch eine neue ersetzt worden.
1952
Das Funkamt Leipzig wurde gegründet. Der Sender gehörte nun nicht mehr zur Oberpostdirektion Leipzig, sondern war der Hauptverwaltung Funkwesen unterstellt.
Die Rundfunkprogramme waren jetzt Radio DDR und Radio Moskau. Zur gleichen Zeit wurde mit dem Bau des Kulturhauses mit Kantine und Werkstatt begonnen.


1953
Bau einer neuen Rohrmastantenne mit 146 m Höhe und anschließende Sprengung des alten Holzmastes.
1954
Am 11.Juni trat nach schweren Regenfällen im die Weiße Elster über die Ufer. Der Sender wurde mit Sandsackwällen vor der Überflutung geschützt. Feuerwehren pumpten tagelang eindringendes Wasser aus den Kellern. Der Sendebetrieb wurde nicht eingestellt.
Zur gleichen Zeit wurde das neue Diesel- und Umspannhaus gebaut. Die Baustelle versank im Wasser der Weißen Elster.


1956 – 1957
Das neue Umspannhaus nahm am 13.Mai 1956 den Betrieb auf. Bis zum Februar 1957 wurden zwei 1000 PS Dieselmotoren mit Generator zur Stromversorgung eingebaut.
Die Energieversorgung des Senders war damit völlig unabhängig vom Zustand des Landesnetzes. Dieses konnte bei Energieknappheit sogar mitversorgt werden.
1958 – 1959
Rohrmast 1 wird auf 236 m Höhe aufgestockt. Dieser sollte nun die Antennen für einen neuen Fernsehsender aufnehmen, der am 5. September 1959 mit dem regelmäßigen Abendprogramm des Deutschen Fernsehfunks auf Kanal 9 den Betrieb aufnahm.

1960
Ab 30.April wurde der erste UKW-Sender in Betrieb genommen, weitere folgten um die Programme „Berliner Rundfunk“ und „Radio DDR“ abzustrahlen.
1963
Am 20.Mai 1963 wurde der erste Mittelwellensender von 1932 nach 31 Jahren abgeschaltet und anschließend demontiert. Ein neuer moderner Mittelwellensender vom Funkwerk Köpenick, mit einer Leistung von 100 kW wurde aufgebaut und am 19.Dezember 1963 in Betrieb genommen. Das Betriebsprogramm war „Radio DDR“.


1968 – 1970
Im Oktober 1968 wurde mit der Errichtung der zweiten, 220 m hohen Rohrmastantenne für das 2. Fernsehprogramm begonnen. Am 28. Februar 1970 startete dann das 2. Programm des Deutschen Fernsehfunks.
1971 – 1972
Im Jahre 1971 wurde ein weiteres Sendergebäude für einen zweiten Kurzwellensender vom Funkwerk Köpenick mit einer Leistung von 100 kW errichtet. Dieser Sender nahm dann am 15. Juni 1972 den Betrieb auf. Das Programm war „Radio Berlin international“ und dürfte allen Wiederauern sicher noch in Erinnerung sein.
Die Kurzwellenfrequenzen drangen in jedes elektronische Gerät ein. RBI war dann überall zu hören, ob man wollte oder nicht. Möglicherweise sogar aus einer elektrischen Kaffeemaschine.

1985
Am 24.September endete der Sendebetrieb von „Radio Moskau“ von Wiederau aus. Am 15. Dezember 1985 um 23:10 Uhr beendete der alte 50 kW Kurzwellensender nach 40 Jahren seinen Betrieb. Auf Grund seines veralteten technischen Zustandes konnten die Qualitätsparameter nicht mehr eingehalten werden, es wurden andere internationale Sender gestört.
1989 – 1990
Der Sendebetrieb ging weiter, aber die Programme änderten sich. Die Kurzwellenprogramme von „Radio Berlin international“ wurden ab 3.Oktober 1990 durch das Programm der Deutschen Welle abgelöst.
Das Mittelwellenprogramm Radio DDR wurde zum Sachsenradio, die Fernsehprogramme wurden zu MDR, ARD und ZDF.

1992
Der bis dahin streng bewachte Sender öffnete seine Türen für die Öffentlichkeit. An einem Tag der offenen Tür zum 60.Jahrestag der Einweihung konnte den Besuchern anschaulich vorgeführt werden, wie Sprache und Musik ins Radio kommen.
1993
Einstellung des Kurzwellen-Sendebetriebes und anschließende Demontage des Sender IV und des Betriebsgebäudes sowie der Antennenanlage.

1998
27. Juli Inbetriebnahme neuer 100 kW Mittelwellensender der Firma Thomcast auf 783 kHz, mit Programm MDR Info über eine neue Dreieck-Flächenantenne.
2001
Am 28.November geht der alte Mittelwellensender 1 von 1963 endgültig außer Betrieb und alle Anlagen im alten Sendergebäude von 1932, sowie im Diesel-Umspannhaus werden außer Betrieb genommen. War bis jetzt der Sender rund um die Uhr mit Personal besetzt, gestatteten die neuen Anlagen nun einen überwiegend unbemannten Betrieb.
2005
Abschaltung der analogen Fernsehsender.
2011
Während des Frühjahrs-Hochwassers der Weißen Elster stand im Keller des Mittelwellensenders das Wasser fast bis zur Decke, weil die Pumpen gestohlen wurden.


2013
Der Fortschritt hat seinen Tribut gefordert. Was einst als Errungenschaft der modernen Technik gefeiert wurde, ist heute entbehrlich geworden. Die technischen Anlagen sind auf ein Mindestmaß geschrumpft und das riesige Gelände was einst für die Sendeanlagen gebraucht wurde, ist zum großen Teil verwaist.
Im November 2013 erfolgt der Erwerb des Geländes durch die „Lebendwege gGmbH“ mit dem Grundgedanken der Erhaltung und Sanierung der historischen Gebäudestrukturen.
2020
Seit 2020 nutzt die Johanniter-Akademie Mitteldeutschland das Gelände des Senders Wiederau als Disaster Training and Education Center (DTEC).
